Hallo zusammen, jetzt habe ich mich eine ganze Weile nicht gerührt, weil ich von der Vorbereitung auf eine Prüfung, völlig absorbiert war. Jetzt ist der erste Teil geschafft und mein Horizont darf sich wieder etwas weiten. Deswegen mag ich heute ein Thema mit Euch teilen, was mir als Körpertherapeutin sehr wichtig ist, nämlich:

Warum Bodywork?

 

Warum ist die Arbeit über den Körper so wichtig? Darauf gibt es eine Menge Antworten aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Hier gehe ich auf einige ein.

Viele Menschen die therapeutische Hilfe suchen, weil sie mehr oder weniger deutlich spüren, dass sie Unterstützung brauchen bei den Themen, die ihnen auf der Seele brennen, finden sich meistens in einer Gesprächstherapie unterschiedlichster Ausrichtung wieder.

Und es ist super, jemanden gefunden zu haben, der verständnisvoll, aufmerksam und hilfreich ist. Damit ist schon mal ein so wichtiger Schritt gegangen.

Oft ist es aber so, dass der Körper und das körperliche Erleben und unsere Empfindungen nicht in den Prozess einbezogen werden und somit ein wesentlicher Teil fehlt.

Das körperliche Erleben im Jetzt ist neben der Bindung eine wesentlichste Ressource in der Therapie.

 

Den Körper wahrzunehmen ist durch die Art und Weise wie wir leben immer mehr aus unserem Fokus geraten. Wir gelten heute als körperbewusst, wenn wir gesund leben und ausreichend Sport machen. Doch sich seines Körpers  bewusst zu sein, als der Ort, der bei allem, was ich erlebe anwesend, agierend und reagierend ist, wird kaum bemerkt.

Es sei denn er reagiert mit Schmerzen.

 

Vieles was in und mit meinem Körper passiert, passiert unbewusst und doch ist mein Körper das Archiv, die Bühne und der Interpret meines Lebens. Er ist von Anfang an dabei. Lange, bevor sich ein Bewusstsein entwickelt,  ich in der Lage bin zu verbalisieren, oder die Möglichkeit habe zu reflektieren. Die Erinnerung all dieses Leben wohnt in unserem Körper. Über ihn können wir uns erinnern. Die meisten von uns kennen das: ich rieche etwas, sehe eine Farbe oder nehme aus dem Augenwinkel eine bestimmte Bewegung wahr und noch bevor ich bewusst mein Gehirn einschalte fühle ich mich erinnert.

Manchmal sind diese Erinnerungen wunderbar, manchmal katapultieren sie mich aber auch flash-back-mäßig in einen Rückblick auf unangenehme Lebenssituationen, ohne dass ich mir eines Triggers bewusst bin.

 

Nach diesen gespeicherten Erinnerungen begeben wir uns im therapeutischen Kontext auf die Suche, um Zugang zu unbewussten Informationen meiner Lebensgeschichte zu erhalten. Und zwar in einem geschützten Rahmen, in einer Art und Weise wie ich sie vertragen kann, ohne überfordert zu sein.

 

In einer achtsamen Begleitung, im Vertrauen auf die Weisheit, die in meinem Körper wohnt, erlange ich Zugriff auf Informationen, die meinem Intellekt und auch meiner Emotion verborgen sind. Wenn ich dieses Wissen spürbar mache,  kann ich beginnen, in kleinen Schritten, ohne Druck, diese Einsichten in mein Leben zu integrieren. So stärke ich immer mehr die Beziehung zu mir selbst.

 

Neurologische Aspekte

 

Aus neurologischer Sicht ist die Funktion des Vagus  (der X Hirnnerv) auf vegetativer Ebene ganz entscheidend für die Verarbeitung emotionaler Prozesse  und die Art wie wir in Beziehung sind. Zu uns und zu Anderen.

Dieser Nerv ist maßgeblich daran beteiligt, ob ich mich in Sicherheit wähne, oder das Gefühl habe mich zum Kampf oder zur Flucht bereithalten zu müssen oder mich etwas so überwältigt, dass ich völlig erstarrt bin.

Sicherheit ist also ein Zustand meines balancierten Nervensystems und somit eine wesentliche Voraussetzung für eine lebendige Teilhabe am Leben, aber auch um zu entspannen, sich auszuruhen und um zu integrieren.

( Zum Thema Vagus in einem demnächst folgenden Text mehr)

 

Umso wichtiger ist es,  die Arbeit mit diesem Nerv zu berücksichtigen.

80% der Vagus Leitungen verlaufen von unten nach oben, sprich vom Organ hin zum Gehirn. Das bedeutet, um hier Einfluss zu nehmen muss ich auf der Körperebene arbeiten. Durch Berührung, Bewegung oder auch, durch Lenkung der Aufmerksamkeit.

 

Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass jede Erinnerung in Form einer Energie im Körper gespeichert ist und jede gestaute Energie sich entladen möchte, möchte ich mit dieser Erinnerung fein, vorsichtig und achtsam in Kontakt treten.  Dadurch schaffe ich die Möglichkeit, dass die enthaltene Energie sich abreagieren und integrieren kann. Immer in einem Maße, das ertragbar ist. Das heißt, diese Erinnerung wird im bewussten Erleben erfahrbar, bekommt dort die Zuwendung die sie braucht und darf ihren angemessenen Platz in der Biografie finden.

 

Wie funktioniert das?

Als erstes kreiere ich einen Raum, im dem mein Gegenüber sich sicher fühlen kann.

Dann lade ich ihn ein, das zu zeigen, was er zu zeigen bereit. Ich lade ihn weiterhin ein, nicht nur das was erzählt wird, sondern auch den Körper und die Emotion mit ins Gewahrsein zu holen, um so eine ganzheitliche Wahrnehmung zu ermöglichen und das Vertrauen in den eigenen Körper und das eigene Selbst zu stärken und sich in kritischen Situationen besser selbst zu regulieren.

Das bewirkt:

 

  • Es stärkt Bindung zu mir selbst.
  • Fördert Selbstwahrnehmung meines gesamten Erlebens.
  • Trainiert die Selbstregulation.
  • Entwickelt Selbstwirksamkeit.

 

Nicht zuletzt sagt eine Berührung oft mehr als 100 Worte es könnten. Eine Berührung wirkt so basal, dafür braucht es kein Verstehen, jedes Baby, jedes kleine Kätzchen, versteht sofort, was eine wohltuende, sichere Berührung ist und fängt an zu entspannen. Diese Entspannung ist eine so wichtige Voraussetzung um neue Erfahrungen in meinem Leben zulassen zu können.  Und auch wir vermeintlich Erwachsenen reagieren ganz unbewusst darauf achtsam berührt zu werden.

Und jetzt stellt dir einmal vor, du nimmst eine wohltuende Berührung ganz bewusst wahr und kann mit meinem Gegenüber auch noch darüber kommunizieren, was in dir passiert – wie unendlich heilsam ist das?

Ich wünsche dir feine sanfte und nährende Begegnungen mit dir selbst.