Ein Text von Sandra mit der großzügigen Erlaubnis ihn zu veröffentlichen.

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Dieser Text ist sehr berührend und auch nicht ganz leicht zu verdauen, deswegen sorge bitte gut für Dich beim und nach dem Lesen.

Herzensgrüße Chris

 

Ich bin überwältigt von meinen Gedanken. Sie sind schmerzhaft, erzeugen so viel Druck.

Ich fühle Verzweiflung und Angst. Ich möchte es schaffen, nicht wieder so tief fallen, doch weiß nicht, wie ich mich davor bewahren kann – Moment, das stimmt nicht… ich wüsste, was mir hilft.

Und gleichzeitig sagt eine Stimme tief in mir: Du kannst nicht. Es ist zu viel für Dich. Ich fühle Deinen Schmerz. Ich kenne Deine Sehnsucht – frei zu sein. Vertraue mir, lass Dich fallen. Du weißt, dass Du mich brauchst. Ich geb‘ Dir, wonach Du Dich so sehr sehnst. Gib nach, verliere Dich. Nur in meiner Dunkelheit findest Du Dein Licht. Komm…

Der Schatten reicht mir seine Hand. Ich stehe auf der Schwelle zwischen Himmel und Hölle –

eine Wahl zwischen Gut und Böse? Das fühlt sich nicht frei an?!

 

Vielleicht eine Sekunde, in der ich zögere.

Lasse ich mich darauf ein?

Schon wieder?

Meine Sehnsucht nach Abstand von all dem, was schwierig ist, ist groß. Der Druck in mir zieht schwer an meinen Schultern. Doch ich erkenne: mich dieser Sehnsucht hinzugeben, schenkt mir nicht die Freiheit, die ich suche. Ich würde fallen ohne Boden, umhüllt von dunkler Nacht. Mich selbst im Rausch verlieren – nicht nur das Schwere, auch all das Gute.

Zu fallen, fühlt sich nur für den Moment frei an. Dann pralle ich auf, lande irgendwo tief unten, bin gebunden an Schmerz und Angst. Dort ist es so dunkel, dass ich keinen Boden sehe. Die Schatten stehen dort mächtig über mir. Und die Dunkelheit saugt mich förmlich auf.

 

Was soll ich tun?

Eine leise Ahnung sagt mir, dass es passieren wird…

 

Diese Stimme ruft mich, zieht mich an.

Ich glaube, ich schaffe es nicht.

Oder doch? Es ist noch nicht zu spät. Ich könnte jemanden anrufen, um Verbindung zu spüren. Doch vielleicht wäre es nur ein Herauszögern? Womöglich wird der Druck dann nur noch größer? Ich probiere es lieber doch zuerst allein. Ich möchte niemanden stören…

Ich könnte ja rausgehen? Oder Musik hören? Etwas in die Hand nehmen und spüren…

Ich drehe mich im Kreis, merke, wie angespannt ich bin – suche verzweifelt nach einer Lösung, doch keine davon scheint befriedigend zu sein. Der Sog wird stärker. Die Empfindung für meinen Körper immer dumpfer. Fast so, als bewege sich eine wabernde Wand zwischen mir und ihm – zwischen mir und der Welt. Meine Wahrnehmung ist wie in Watte. Die Welt im Außen scheint zu schwinden.

 

Meine Gedanken, die selbstablehnende Stimme in meinem Kopf, der Druck, den ich mir heute wieder selbst gemacht habe, das Unwohlsein in meinem Körper, der Wunsch mich wieder wohlzufühlen, es im Moment nicht zu tun, und dieser Schmerz darüber –

es war zu viel.

Ich möchte doch einfach nur sein dürfen, wie ich bin. Ich möchte einfach nur ich selbst sein. Das ist alles, was ich mir wünsche. Ankommen bei mir, nach Hause kommen, in Sicherheit sein. Ich möchte keinen Erwartungen entsprechen müssen, um sein zu dürfen.

 

Ich halte es nicht mehr aus. Laufe in die Küche, nehme Brot und Schokolade. Ich habe keinen Hunger, ich habe erst gegessen… aber darum geht es gerade nicht. Ich könnte es genießen …und weiß genau, dass dieser Gedanke Blödsinn ist. Wenn ich jetzt etwas esse, in diesem Zustand, weiß ich, wohin das führt. Ich spüre mich ja gerade kaum noch selbst.

Ich schaffe es, die Schokolade wegzulegen. Greife nach meinem Handy. Es ist wie ein leiser Anker, der mich für den Moment verbindet. Vielleicht kann ich ja doch noch jemanden erreichen? Meine Hand zittert, ich schwitze, gleichzeitig bin ich eiskalt. Ich befürchte, ein Teil von mir hat schon längst entschieden.

Diese Stimme sagt: Leg das Handy weg. Niemand kann Dich vor mir bewahren. Hör auf, nach Lösungen zu suchen. Hör auf zu kämpfen. Du kannst nicht weg von mir, ich bin in Dir. Kämpfe nicht länger gegen Dich selbst. Verliere Dich in mir, um Dich selbst zu finden.

Ich greife nach allem, was ich finden kann: das Brot, die Schokolade, Marmelade, Joghurt… reiße eine Packung nach der anderen auf.

Beginne zu essen…

fühle eine leise Freude, bin hungrig nach diesem Rausch – und dass ich so fühle, widert mich an, schon jetzt.

 

Und plötzlich sagen mir meine Gedanken: STOP! Was tust Du da? Du musst Dich nicht erst selbst verlieren, um Dich zu finden! Du bist doch bereits hier. Du bist da – jetzt im Moment! Sieh Dich doch mal um. Alles ist okay. Du bist sicher. Nicht hilflos.

Du wünschst Dir, sein zu dürfen und Du selbst zu sein? Dann verlasse Dich nicht. Erlaube Dir zu sein, so wie Du bist, jetzt im Moment.

Ja, vielleicht fühlst Du Dich gerade nicht so wohl, aber das ist okay. Wenn Du Dich jetzt fallen lässt, dann verstummen nicht nur der Druck, die Zweifel, die Schmerzen und die Angst, dann schaltest Du nicht nur Deine selbstkritische Stimme aus – dann verlierst Du auch all die anderen Seiten, die Dich als Menschen ausmachen. Du hast so viele schöne, wertvolle Seiten in Dir –

Pass auf sie auf.

 

Du bist auf dem Weg. Und du darfst Dich selbst immer lieben, auch jetzt. Auch, wenn gerade nicht alles so ist, wie Du es vielleicht gerne hättest.

Und auch Veränderung ist möglich – doch handle in Verbundenheit mit Dir – Gehe Deinen Weg mit Dir gemeinsam. Es darf aus Selbstliebe heraus besser werden, nicht durch Druck. Sieh, was Du schon alles geschafft hast. Kämpfe nicht länger gegen Dich. Nimm Dich liebevoll an die Hand.

Wenn es Dir später etwas besser geht, vielleicht können wir zusammen schauen, was diese kritische innere Stimme von Dir gerade wirklich braucht?

 

Diese Stimme berührt mein Herz – vielleicht kommt sie selbst genau dorther. Ich fühle, sie spricht die Wahrheit. Ich fühle, dass ich stark bin, weil ich nicht mehr hilflos bin. Ich darf selbst für mich entscheiden.

Ich möchte mich nicht verlieren!

Ich lasse all die Sachen los, die vor mir sind. Gehe aus der Küche raus, mache die Tür hinter mir zu. Dann hole ich tief Luft, hülle mich in eine Decke ein. Spüre, dass ich da bin, fühle, dass ich sicher bin.

Gehalten.

Ich bin okay, so wie ich bin. Es muss nicht erst alles gut sein, um wirklich sein zu können.

Ich nehme meine eigene Hand, halte sie – und lasse los. Nicht mich, sondern das, was mich von mir trennt. Ich bleibe bei mir, mit mir verbunden.

Im Loslassen finde ich meine wahre Freiheit. Nicht im Fallen. Es ist der Glaube an mich selbst und die bedingungslose Liebe zu mir, die mich wirklich befreit.