Hallo Ihr Lieben, herzlich willkommen zu einem neuen Text. Heute geht es um Selbstregulation, was das eigentlich ist und warum es so wichtig für unser Leben ist, uns selbst regulieren zu können.

(Vorweg, es geht nicht um Selbstbeherrschung, oder Unterdrückung von Gefühlen. 😊)

 

 

Was ist Selbstregulation?

Selbstregulation, in einem Satz beantwortet, ist eine Balancierung deines Nervensystems. Selbstregulation bedeutet, eigene Erregungszustände regulieren zu können. Und auch eigene Impulse zu regulieren, also einen Zugang und auch einen Einfluss auf das eigene System zu haben. Es bedeutet, die Fähigkeit sich selbst zu steuern, unabhängig von dem, was im Inneren und im Außen passiert. Sie bedeutet, dass wir die Fähigkeit besitzen, auf uns selbst einzuwirken, unerwünschte Zustände zu beenden und erwünschte Zustände zu modulieren und zu erreichen. Daraus ergibt sich dann so etwas wie Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmtheit, Autonomie, die Möglichkeit in Verbindung zu sein, Gefühle zu erleben, auch starke Gefühle, und davon aber nicht überflutet zu werden.

Wenn Selbstregulation gelingt, ergibt das so etwas wie eine Grundenergie, die sich beschreiben ließe, mit Offenheit, Verbundenheit und Neugier und eine auf gute Art bestehende Selbstbezogenheit. Das bedeutet, dass ich nicht vor mir selbst, vor meinem Inneren auf der Flucht bin, sondern in der Lage bin, mich, mein „so sein“ in der Welt, meine Innenwelt auszuhalten und bestenfalls sogar anzuerkennen und zu gestalten.

Reguliert bin ich in der Lage mich selbst zu spüren, ohne dass das Spüren und Fühlen bedrohlich sind. Ich bin in meinem eigenen Körper zu Hause und im Spüren mit ihm verbunden.
Mangelnde Selbstregulation hat zur Folge, dass ich mich schnell, oder sogar ständig einen dysbalancierten Nervensystem ausgesetzt fühle.

Z.B. in einer ständigen hohen Anspannung, die sich in gestresst sein, überfordert sein, Unruhezuständen, Schlaflosigkeit u.v.m., oder auch in einer ständigen Unterspannung, die sich in Symptomen wie Depression oder Lethargie zeigen können.

Dem zugeordnet ist in der Regel ein Gefühl von Ohnmacht gegenüber den eigenen Gefühlen und der eigenen Wirksamkeit in Welt. Eine Ohnmacht gegenüber den eigenen Erinnerungen und dem eigenen Erleben.

Daraus folgt, dass wir, wenn wir nicht gut reguliert sind, reaktiv sind. Wir reagieren also auf die Impulse von innen und außen, ohne wählen zu können. Diesen Reaktionen liegen in der Regel alte Muster zugrunde, und dadurch wird das Gefühl der Selbstwirksamkeit geschwächt.

Sowohl die Selbstwirksamkeit gegenüber der eigenen Innenwelt, als auch die Selbstwirksamkeit gegenüber dem Leben, dass ich führen will ist sehr eingeschränkt. Das probate Mittel hier drauf zu reagieren und mit diesen Einschränkungen leben zu können, ist das funktionieren, oder zu kompensieren.

Nach außen hin zeigt sich ein eventuell sehr starkes und stabiles Leben, doch der Preis, die Energie die aufgewandt werden muss ist sehr hoch. Eine häufige Folge des jahrelang gelebten Funktionierens ist die Dekompensation, sprich, der Zusammenbruch.

Das ist der Punkt, an dem die Energie, die ich eigentlich zum heilen bräuchte und die ins funktionieren umgewandelt wurde, mir nicht mehr zur Verfügung steht. Die Energie fehlt den eigenen Bedürfnissen, der eigenen zarten Natur und der eigenen Feinfühligkeit.

Häufig beginnt hier der Heilungsweg.

Ein weiterer Umgang mit mangelnder Selbstregulation ist häufig, wie bereits erwähnt, die Kompensation, das Ausführen von Ersatzhandlungen. Diese Handlungen kosten ebenfalls viel Energie und gehen am Kern des Bedürfnisses vorbei. Sie dienen für eine Weile dem Schutz, aber nicht der wirklichen Heilung.
Was braucht es also, um Voraussetzungen für eine optimale Selbstregulierung zu kreieren?

Die Basis sollte, so banal das klingt, ein gutes und gesundes Leben sein. Das heißt genügend Regenerationsphasen, genügend Schlaf, gesundes Essen und hilfreiche und unterstützende soziale Kontakte. Und es ist genauso wesentlich, eine Sicherheit in mir selbst zu finden, damit ich keine Angst zu haben brauche, mich mir selbst zuzuwenden. Diese Sicherheit entsteht dadurch, dass ich immer mehr lerne, mich selbst zu halten. Wesentlich ist, dass wir entdecken, was eine Ressource für uns ist. Das kann wirklich alles sein. Eine gute Begegnung, ein wunderbares Gespräch, eine Farbe, eine Musik, die Natur, und ähnliches mehr. Wichtig ist, dass du entdeckst, was dich in einem solchen Maße stärkt, dass du dich dir selbst zuwenden kannst. Z.B.:

  1. Orientierung
  2. Schwerkraft
  3. Sich selbst halten
  4. Wertschätzung
  5. Zwerchfellentspannung
  6. Wirbelsäule spüren
  7. Die eigenen (Körper) Grenzen wahrnehmen

Jetzt wird es ein wenig kompliziert.

Lohnt sich aber 😊

Woltemade Hartmann erklärt, dass die beste Möglichkeit sein Nervensystem zu regulieren ist, die reziproke interaktive Co-Regulation. Was für ein Satz. Co-Regulation meint, dass ein Gegenüber da ist, was in der Lage ist mich zu halten, mich auszuhalten mit meinen Zuständen, ohne sich dabei zu verlieren. Reziprok meinte in diesem Zusammenhang die wechselseitige Co-Regulation und interaktiv bedeutet, in Kommunikation zu sein und zwar auf möglichst vielen Ebenen. Laut Woltemade Hartmann bedeutet es so viel, wie eine helfende Hand zu reichen, die da drin unterstützt, sich selbst zu regulieren und selbstwirksam zu werden.
Auf welchen Ebenen findet Selbstregulation statt? Erstens im Körper, zweitens in der Propriozeption (Wahrnehmung des Körpers im Raum), drittens. in den Emotionen, viertens im Verhalten, fünftens In Beziehungen, sechstens in Gedanken, siebtens in der Fähigkeit im Moment zu leben.
Wenn diese Selbstregulation gelingt, kann ich von Embodyment sprechen. Was meint das? Das meint, Intercorporalität und Intersubjektivität. Wieder zwei große Begriffe, was meinen die? An sich meinen sie, wir sind verkörpert in uns selbst und eingebettet in die Welt die uns umgibt und in unsere Beziehungen. Also meint Embodyment so etwas, wie im eigenen Körper zu Hause sein)
Vielleicht wird jetzt klar, warum der Körper eine so immens wichtige Rolle spielt, wenn es darum geht, in Beziehung zu sein. Ich brauche eine Wahrnehmung für mich und meine Zustände, um spüren zu können, wie sicher ich bin, im Umgang mit anderen. Sicherheit ist dabei ein immens wichtiges Thema, denn solange ich mich nicht sicher fühle, ist mein Nervensystem in Alarmbereitschaft und nur bedingt bindungsfähig. Wir brauchen unseren Körper, um so etwas wie ein Selbst zu empfinden und um dieses Selbst zu empfinden brauchen wir Beziehungen, die sicher sind.

Das war jetzt sehr komprimiert und teilweise auch schwierig. Wenn eigene Gedanken, Fragen, Kritik auftauchen, melde Dich gerne.