Veränderung

Fast jede/r tut sich mit Veränderungen schwer. An sich mag, aus neurobiologischer Sicht, unser System keine Veränderung. Denn unser System ist originär darauf angelegt, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. In früheren Zeiten der Evolution stand uns Menschen Nahrung nicht in unendlicher Menge zur Verfügung, so dass es überlebenswichtig war, Energie zu sparen.

Um Energie zu sparen, entwickelt der Mensch Routinen. Also immer wiederkehrende Handlungen, die immer wieder gleich sind, so dass ich mir darüber und über ihren Ablauf keine Gedanken machen muss. (Ich muss nicht jeden Morgen neu darüber nachdenken, wie Zähne putzen funktioniert, das läuft auch ohne gedankliche Beteiligung). Außerdem belohnt uns unser Gehirn für das Einhalten von Routinen mit körpereigenen Opiaten. (yeah)

Doch unser Gehirn ist durch und durch traditionell und konservativ orientiert (auch wenn wir gerne anders wären).

Es greift lieber auf das zurück, was es kennt und was es auf der „Haben Seite“ verbucht. Und selbst wenn das, was ich habe mich belastet, oder ich es leid bin, braucht es einen großen Ansporn, um dieses vertraute Leid zu verlassen, um sich ins Ungewisse zu wagen.

Es ist unglaublich, woran wir Menschen uns gewöhnen können und was wir bereit sind, zu ertragen, um eine gewohnte und vermeintlich vertraute und bequeme Situation nicht zu verändern. Wie gesagt, unser Gehirn belohnt uns für das einhalten von Routinen mit körpereigenen Opiaten.

Als ob das nicht schon reichen würde, führt unser Gehirn für Entscheidungen in der Regel nur das bereits Gewusste, die gemachte Erfahrung ins Feld. Unser Gehirn kann sich auf nichts berufen, dass es noch nicht kennt, für das es keine Reverenz hat.

Außerdem bedeutet Veränderung in der Regel erst einmal Unsicherheit und unser auf Sicherheit ausgelegtes System mag keine Unsicherheit. Wenn mich also Unsicherheit hemmt und zurückhält, dann darf ich mich fragen, was mich darin unterstützen würde eine Veränderung zu wagen und was hilfreich wäre um dranzubleiben? Kontakt zu Gleichgesinnten, kleine Schritte, Fehlerfreundlichkeit, Wohlwollen… .
Damit wird vielleicht schon verständlich, warum es schwierig sein kann, Veränderung zu initiieren und dann vielleicht auch noch dran zu bleiben, um das Neue zu implementieren, wenn unser eigenes Gehirn uns diese Veränderung quasi erschwert, in dem erst mal die körpereigenen Opiate streicht und eher rückwärtsgewandt berät.

Nichts in uns strebt nach Veränderung. In der Regel wollen wir, dass alles so bleibt, wie es ist. Dami Charf sagte einmal, dass unser Gehirn im Laufe des Tages zu etwa maximal 10 % online ist und der Rest immer wieder abgerufene Routinen sind und dass wir in einer „User Illusion“ leben, die wir für die einzige Realität halten.

Wenn ich das im Blick habe, kann ich mir vorstellen, warum Veränderung so anspruchsvoll sind.

Auch wenn wir in irgendeinem Winkel unseres Seins wissen, dass das es nicht stimmig ist dort wo ich bin zu verweilen und uns ja auch die ganzen klugen Selbsthilfe-Ratgeber erzählen wie günstig es wäre, uns wirklich zu verändern.

So braucht es braucht einen Moment tiefen Verstehens und Erkennens und eventuell auch ein Spüren, was anders wäre, wenn ich mich ein Stück bewegen würde, um zu spüren, dass Veränderung mich evtl. ein Stück näher zu mir bringen würde.

Ansonsten erzählt mir mein auf Routine angelegtes Gehirn, dass ich besser einer Veränderung aus dem Weg gehen soll, die Bekanntes verlässt und Neues Unbekanntes riskiert.

Nun gibt es einen kleinen Trick, den du versuchen kannst.

Und zwar, in dem du dir eine Belohnung in Aussicht stellst. Und diese Aussicht ist immens wichtig.

Und ebenso wesentlich ist, dass es eine Aussicht ist, die höchstwahrscheinlich eintritt. Ansonsten wird es beim nächsten Mal nicht mehr funktionieren.

Ich glaube, dass viel davon abhängt, wie ich mit mir rede und wie ich mich motiviere, einen kleinen Versuch zu starten. Ob ich z.B. nur meiner Unzufriedenheit Ausdruck gebe, oder ob ich wohlwollend mit mir bin?

Ich kann mich freundlich inspirieren, wie zum Beispiel mir die Freude über einen neu erkundeten Weg vorzustellen, oder die Verbesserung des Kontaktes zu einem Freund imaginieren, wenn ich mich ein wenig bewege.

Und du darfst auch erzählen, dass das Ganze ein Experiment ist. Nichts an dem du von nun an auf alle Ewigkeiten festhalten musst. Sondern du darfst das Neue erst einmal probieren, schmecken und riechen, dir vielleicht einen zeitlichen Rahmen stecken, nachdem du noch einmal neu entscheidest. Und wenn du ein wenig in diese Veränderung hineingewachsen bist, kannst du entscheiden, ob sie zu dir passt, ob sie dir taugt oder nicht.

Evtl. ist auch günstig eine Entscheidung nicht ständig zu hinterfragen (Sport oder Sofa?), sondern dir erlaubst nicht immer wieder Energie damit zu verschwenden, ob es heute passt oder nicht. Erlaube Dir eine Weile dran zu bleiben, Dich zu gewöhnen, damit dein Gehirn aufhört zu maulen. 😊

Und es ist unglaublich wichtig das Spüren mit in den Prozess zu integrieren. Wenn mein Körper nicht spürt, wie wohltuend eine Veränderung sein kann, wie neu und auch wie ganz anders als das altvertraute, dann wird diese Erfahrung sich schwer in eine Veränderung entwickeln. Also sei nach Möglichkeit mit deinem Körper in jedem neuen Schritt anwesend und wiederhole ihn so oft bis er so sicher ist, wie das Schuhe binden.

Wenn du eine Veränderung anstrebst und es dir so unglaublich schwerfällt, diese Veränderung zu etablieren, dann macht es total Sinn, sich anzuschauen, was das Verweilen, im Alten dir bringt.

Welche Bedürfnisse werden da befriedigt? Und mit welchen Strategien erreichst du das?

Und bei all dem Willen zur Veränderung, sein Dir klar, welches Ziel du hast und was du mit diesem Ziel erreichen willst.

Und denke daran freundlich mit dir zu sein und dir zu verzeihen, wenn Dinge nicht auf Anhieb gelingen und dir Mut zuzusprechen, wenn es eine Extraportion Kraft braucht und dir eventuell auch Unterstützung zu erlauben.

 

Ich wünsche Dir von Herzen Freude und wohltuende Erkenntnisse beim Forschen und freue mich über jede Rückmeldung, jeden Denkanstoß oder auch Frage.

Herzensgrüße Chris